Rückblick zum 10. Ostdeutschen Energieforum

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10. Ostdeutsches Energieforum – Jubiläumsveranstaltung mit konkreten Forderungen an die Politik
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Die Denkfabrik zur Energiewende und Klimapolitik in Ostdeutschland feierte am 22. und 23. September 2021 in neuer Location 10-jähriges Jubiläum. Die Veranstalter forderten in ihren Statements einen grundlegenden Umbau der Strompreisgestaltung in Deutschland und die Beschleunigung der Verfahren. Vieles in der Verwaltung läuft noch analog. Für den beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und der Netze braucht es dringend digitalisierte Verfahrens- und Genehmigungswege. Die neue Bundesregierung muss schnell nach der Wahl die Weichen für die zukünftige Gestaltung der Energiewende und die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts (Ost)Deutschland stellen.
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„Das Ostdeutsche Energieforum ist wirklich eine Institution. Es bündelt die Interessen der neuen Länder in dem wichtigen Thema Energie und es kommt alles, was Rang und Namen hat. Es ist ein guter Austausch und ich erfahre sehr viel davon. Ich möchte auch, dass wir mit einer großen Kraft in die Zukunft gehen und dazu braucht es nicht nur Wollen sondern auch Wissen. Und das Wissen wird hier generiert“, so fasste der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer seine Eindrücke zum 10. Ostdeutschen Energieforum zusammen und eröffnete mit seinem Impuls zum Thema „Chancen der Energiewende für Ostdeutschland“ die zweitägige Veranstaltung. In seinen einleitenden Worten stellte er klar, dass es nach der Bundestagswahl eine Stunde der Wahrheit in Deutschland brauche. „Es ist völlig unstrittig, dass es mehr Erneuerbare Energien braucht als bisher. Aber ob wir auf diesem Weg Deutschland wettbewerbsfähig halten, ist nicht entschieden.“
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Die Jubiläumsausgabe zur 10. Auflage des Forums fand erstmalig im Herzen der Leipziger Industrialisierung, in der HALLE 14 auf dem Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei statt. Mehr als 300 Teilnehmer vor Ort und über 100 Online-Teilnehmer diskutierten im inspirierenden Ambiente über die dringenden Fragen der Energiewende. Mehr als 60 Referenten aus dem ostdeutschen Mittelstand und den Bereichen Politik, Energiewirtschaft und Wissenschaft lieferten die entsprechenden Impulse für die Diskussionen. Im Mittelpunkt standen die Fragen „Wo stehen wir zehn Jahre nach der Energiewende?“, „Was ist gelungen, wo muss nachgesteuert werden?“, „Welche Herausforderungen sind kurzfristig und auf lange Sicht anzugehen?“ und „Welche Chancen bieten sich für den Mittelstand?“.
Die Veranstalter, die Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände Ostdeutschlands und Berlin sowie die IHK zu Leipzig, setzten vier Tage vor der Bundestagswahl in ihrer Begrüßung die konkreten Forderungen gegenüber der Politik. Dr. Burkhardt Greiff, Sprecher der Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände Ostdeutschlands und Berlin, forderte: „Ein Blick auf die Stromrechnung reicht: Strom aus erneuerbaren Energien muss günstiger, attraktiver werden. Wir dürfen als ostdeutsche Wirtschaft global nicht den Anschluss verlieren. Oberste Priorität hat eine Reform der Steuern, Abgaben und Umlagen im Energiebereich sowie des CO2-Preises. Darüber hinaus dürfen wir den Kohlausstieg, der in einem gesellschaftlichen Konsens auf 2038 festgelegt wurde, nicht durch politischen Aktionismus aushebeln. Verlässlichkeit ist für die Akzeptanz der Energiewende gerade in den Regionen, die besonders vom Strukturwandel betroffen sind, unerlässlich.“
Kristian Kirpal, Präsident der IHK zu Leipzig, ergänzte: „Der „doppelte Ausstieg“ aus Kernenergie und Braunkohle wird die Stromkosten sowie der Brennstoffemissionshandel weitere Energieträger deutlich verteuern – bei gleichzeitig steigendem Strombedarf für die Elektromobilität und die Produktion grünen Wasserstoffs. Auch die Verdrängung energieintensiver Produktionsverfahren ins Ausland durch die nationale CO2-Steuer und die geplante schrittweise Abschaffung der besonderen Ausgleichsregelung für Unternehmen mit einem hohen Stromverbrauch sind äußerst kritische Signale für den Standort Deutschland und die dringend benötigten Unternehmensansiedlungen. Für eine erfolgreiche Energiewende muss ein grundlegender Umbau der Strompreisgestaltung, etwa über die Abschaffung der EEG-Umlage und die Senkung der Stromsteuer, zu den dringlichsten Aufgaben einer neuen Bundesregierung gehören.“
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Nach den begrüßenden Worten diskutierte der sächsische Ministerpräsident die Frage „Wertschöpfung für Ostdeutschland – Die Chancen der Energiewende für die ostdeutsche Wirtschaft?“ unter anderen mit Dr. Gunter Erfurt, Chief Executive Officer der Meyer Burger Technology AG, Ulf Heitmüller, Vorstandsvorsitzender VNG AG, Dr. Stephan Lowis, Vorstandsvorsitzender envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM), und Stefan Kapferer, Vorsitzender der Geschäftsführung der 50Hertz Transmission GmbH. Nach weiteren Gesprächsrunden zur Wärmewende und Deregulierung bildeten die Kurzpräsentationen zum Thema Wasserstoff in der Praxis und die Podiumsdiskussion „Auf in die ostdeutsche Wasserstoff-Wirtschaft: Hype oder Chance für die Wirtschaft?“ den Abschluss des ersten Veranstaltungstages. Unter anderem zu Gast waren der Wirtschaftsminister Brandenburgs Prof. Dr. Jörg Steinbach, sowie die Unternehmensvertreter Andreas Huck, Vorstand Neue Geschäftsfelder LEAG, und Karsten Rogall, Geschäftsführer LVV Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH und kaufmännischer Geschäftsführer Stadtwerke Leipzig GmbH.
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Der zweite Tag stand unter der Überschrift „Transfer – Talente – Toleranz“. Die Eröffnung hielt Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow, der in seinem Impuls auf die geplanten Großforschungszentren in der Lausitz und in Mitteldeutschland einging. Nach den Keynotes zum Thema Transfer und Unternehmertum von Prof. Dr. Klaus-Dieter Barbknecht, Rektor der Technischen Universität Bergakademie Freiberg, und Mathias Tholey, Co-Founder the nu company GmbH, diskutierte das Podium zur Toleranz und Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung als Schlüsselfaktor zur erfolgreichen Umsetzung. Leidenschaftlich tauschten sich die thüringische Umweltministerin Anja Siegesmund mit der Bürgermeisterin der Stadt Spremberg, Christine Herntier, einer stark vom Strukturwandel betroffenen Kommune, Jonathan Sacht, Vertreter der Bewegung Students for Future, und Unternehmens-Vertretern aus Industrie, Energiebranche und Mittelstand darüber aus.
Die Veranstalter zögen ein sehr positives Fazit zum Forum. Dietrich Enk, Präsident des Unternehmerverbandes Sachsen e.V., federführender Verband bei der Organisation des Forums, fordert als Resümee der beiden Tage von der Politik, den ostdeutschen Mittelstand mehr in die Energiewende einzubeziehen und die dort erarbeiteten Lösungen anzunehmen. „Für die bundesdeutsche und europäische Wirtschafts- und Klimapolitik dreht sich alles um Industrieabsicherung. Wir klopfen beim Ostdeutschen Energieforum unermüdlich an die Tür, um kleine und mittelständische Unternehmen am Energietransfer zu beteiligen. Kapitalismus kann ein sinnvolles Wirtschaftsinstrument sein, wenn alles so viel kostet, wie es eben kostet“, so Dietrich Enk.
Lars Schaller, Geschäftsführer des UV Sachsen fügte hinzu: „Mit dem Umzug in die HALLE 14 auf dem Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei konnten wir neben den inhaltlichen Schwerpunkten einen wesentlichen Impuls für alle Teilnehmer setzen. Die durchweg positive Resonanz sowohl der Gäste als auch der Aussteller und Referenten zur neuen Location im direkten Umfeld der Kreativ- und Start-up-Szene in Mitteldeutschland zeigt, dass wir dorthin müssen, wo die innovativen Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden und das ist uns in diesem Jahr gelungen“.
Auch 2022 wird das Ostdeutsche Energieforum als die Denkfabrik zur Energie- um Klimapolitik den Diskurs anstoßen und die neue Bundesregierung fordern.
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Aktuelle Informationen zur kommenden Veranstaltung und Impressionen zur Jubiläumsveranstaltung erhält man unter www.ostdeutsches-energieforum.de. Newsletter-Anmeldung per E-Mail an info@ostdeutsches-energieforum.de.

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